Warum ein Kauf zum geplatzten Übernahmepreis keine gute Idee ist

Übernahmen gehören zur Tagesordnung an den Kapitalmärkten. Wenn ein börsennotiertes Unternehmen ein anderes übernehmen will, ist die wichtigste Zahl für Aktionäre oft der angebotene Kaufpreis – meist deutlich über dem aktuellen Börsenkurs. Doch was passiert, wenn diese Übernahme scheitert? Viele Privatanleger greifen dann zur vermeintlich „günstigen“ Aktie – oft ein Fehler.

Der Übernahmepreis ist kein fairer Marktwert

Ein häufiger Irrtum: Der gebotene Übernahmepreis sei ein Indikator für den „wahren Wert“ eines Unternehmens. Tatsächlich spiegelt dieser Preis jedoch oft nicht den fairen oder langfristigen Wert der Firma wider – sondern den strategischen Wert für den Käufer.

Dieser sogenannte Synergieaufschlag entsteht, weil das übernehmende Unternehmen durch die Transaktion betriebliche Vorteile realisiert: etwa Kosteneinsparungen, gemeinsame Vertriebsstrukturen oder technologische Ergänzungen. Diese Synergien existieren aber nur in Kombination mit dem Käufer – für alle anderen Investoren sind sie irrelevant.

Wenn die Übernahme platzt, verschwinden auch die Synergien

Scheitert die Übernahme, fällt auch der wichtigste Grund für den Aufpreis weg. Die Fantasie vom „besseren Preis“ löst sich auf. Was bleibt, ist das Unternehmen mit seinen ursprünglichen Herausforderungen und Wachstumschancen – und nicht selten ein beschädigtes Vertrauen im Markt.

Beispiele aus der Vergangenheit zeigen: Nach geplatzten Übernahmen fallen Aktienkurse häufig wieder deutlich zurück, oft unter den Kurs vor dem Übernahmeangebot. Das liegt daran, dass viele kurzfristige Investoren nur auf das Angebot spekuliert haben und sich nun zurückziehen. Zudem entstehen durch die geplatzte Transaktion oft Kosten, Unsicherheit und strategische Fragen, die die Firma schwächen können.

Die Illusion vom „Schnäppchen“

Ein häufiger Fehler: Anleger denken, eine Aktie sei günstig, nur weil sie „nur“ leicht unter dem Übernahmepreis notiert. Doch das ist eine trügerische Perspektive – denn der eigentliche Wert des Unternehmens liegt meist deutlich darunter. Wenn kein strategischer Käufer mehr bereit ist, diesen Preis zu zahlen, warum sollte es der Privatanleger tun?

Was Dividendeninvestoren daraus lernen können

Gerade langfristig orientierte Investoren sollten sich von Übernahmefantasien nicht blenden lassen. Wer solide Dividendenrenditen sucht, braucht Substanz, Ertragskraft und verlässliches Management – keine kurzfristige Spekulation.

Ein Kauf zum Preis einer geplatzten Übernahme bedeutet oft: Man bezahlt für Synergien, die man selbst nie heben kann. Und das ist kein guter Deal – auch wenn der Kurs vermeintlich „günstig“ aussieht.


Fazit:
Nur weil ein Übernahmepreis einmal ausgerufen wurde, heißt das nicht, dass er den inneren Wert des Unternehmens widerspiegelt. Wer nach einem geplatzten Deal Aktien kauft, sollte genau hinschauen: Lohnt sich das Unternehmen aus eigener Kraft – oder war es nur für den Käufer strategisch wertvoll?

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